Wo die Arbeit wohnt
Ein Büro wie eine Wohnung, großzügig verteilt über 470 Quadratmeter in einem Altbau aus dem 19. Jahrhundert mitten in der Stadt. Alles lichtdurchflutet und offen, voller ansprechender An- und Ausblicke. Und vor allem voller Möglichkeiten. Hier sollen sich Arbeit und Wohngefühl in Zukunft einen gemeinsamen Raum teilen. Was fragwürdig klingt, funktioniert im Artek Oy Office nicht nur auf besonders schöne, sondern auch auf ganz natürliche Weise. Zur Teambesprechung geht es an den Esstisch oder in die Küche. Fürs Telefonat kurz aufs Sofa oder an den eigenen Schreibtisch, Gäste dürfen im ruhigen Konferenzraum Platz nehmen oder im Wohnzimmer. Starre Vorgaben gibt es hier nicht. Wichtig ist nur, dass der Geist beweglich bleibt. Die renommierte Londoner Büroexpertin Sevil Peach hat für den neuen Hauptsitz der finnischen Möbelmarke Artek, die seit 2013 zur Vitra-Gruppe gehört, eine Umgebung geschaffen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und eine neue Form des Arbeitens inspirieren will. "Es ist nicht nur eine Frage des Raums, den ich erschaffe, ebenso wichtig ist, wie sich Menschen in diesen Räumen verhalten", sagt die Architektin. In diesem Sinne bestärkt das Büro in der Mannerheimintie 12 B seine Bewohner auf verschiedene Weise zu arbeiten und je nach individuellen Aufgaben und Bedürfnissen Räume wie Möbel zu bespielen.
Die Themen Offenheit und Transparenz ziehen sich konsequent durch das gesamte Konzept. Selbst auf Türen wurde verzichtet, mit Ausnahme von Badezimmern und Besprechungsräumen. Mit der klaren Absicht, die Kommunikation und das Zusammenspiel zu fördern. Schließlich zählt im Zeitalter der Digitalisierung mehr denn je die zwischenmenschliche Begegnung, ob als produktive Bürowohngemeinschaft oder als interaktiver Showroom. Denn hier sollen nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Architekten, Partner, Händler und Kunden zusammentreffen, um die Artek und Vitra Möbel selbst zu erleben. Die Gestaltung des Büros schafft eine Balance zwischen Gemeinschaftsräumen sowie Möglichkeiten zum Rückzug und zur Konzentration. Neben den fünf Teambereichen, die sich in unterschiedlichen Farben und Stoffen widerspiegeln, gibt es zwei Besprechungsräume, eine große Küche, die sich zusammen mit einer Bibliothek als "Marktplatz" und sozialer Mittelpunkt versteht sowie Präsentationsregale mit Produkten und Mustern. Einrichtungen wie eine Garderobe, Schließfächer, Badezimmer und ein Copy- und Print-Bereich ergänzen das vielseitige Büro.
Als verbindendes Designelement entspannen sich über die gesamte Fläche immer wieder Vorhänge in satten Farben, die die einzelnen Bereiche umrahmen oder verdecken können und so die Raumwahrnehmung bestimmen. Ein fließend gegossener Boden und hohe weiße Wände sorgen für Ruhe und Stringenz. Details wie die linoleumverkleidete Küche, warme Birkenholzgriffe oder eine geflieste Tischplatte erinnern an die Handwerkskunst der finnischen Marke. Und auch in der Möblierung setzt man auf die Kombination aus altem wie neuem Design von Tapiovaara bis Bouroullec, um eine freundliche, kunstvolle und zugleich funktionale Atmosphäre zu schaffen. Passend zur Philosophie der Marke. So klein diese unaufdringliche und stilvolle Bürorevolution sein mag, so sehr trifft sie den Zeitgeist auf den Punkt. Und ist bis zum Mülleimer durchdacht. Im Artek Oy Office gibt es nur einen einzigen Papierkorb. Wer ihn braucht, muss aufstehen und kann den Weg für einen kleinen Austausch mit den Kollegen nutzen. Beweglich bleiben eben, im Kommunizieren wie im Denken.