Ein neues Dach für alte Mauern
Das schönste Gemetzel kann in praller Sonne oder strömendem Regen zur Tortur werden. Das war den Baumeistern der römischen Antike bewusst, die die gewaltigen Arenen im ganzen Reich errichteten. Und so spannten sie riesige Sonnensegel, sogenannte "Velaria", über die Tribünen.
Auch 2000 Jahre später ist das Amphitheater von Verona immer noch eine erstklassige Eventarchitektur, wenn auch mittlerweile Opernsänger statt Gladiatoren auftreten. Doch in gleicher Weise beeinträchtigt ein "zu heiß", "zu kalt", "zu Nass" das Gesamterlebnis der Zuschauer. Also soll eine temporäre Bedachung künftig die Arena überspannen. Die darf natürlich weder in die historische Bausubstanz eingreifen noch den Bau optisch beeinträchtigen. Den Wettbewerb zur Lösung dieser diffizilen Aufgabe gewann ein spektakuläres Gemeinschaftsprojekt der deutschen Büros Schlaich Bergermann Partner (SBP) und Gerkan, Marg und Partner (GMP). Sie setzen dem Amphitheater einen umlaufenden Ring auf, der das Dach in geöffnetem Zustand vollständig aufnimmt. Das Besondere: keinerlei Tragseile müssen permanent über dem Oval der Arena gespannt bleiben. Erst wenn das Dach geschlossen werden soll, fahren die Tragseile aus dem Ring an ihre Position, so dass an ihnen vollautomatisch eine Dachmembran aufgezogen werden kann. Wird die Überdachung nicht mehr benötigt, gleiten Membran und Trageseile wieder zurück in den Ring. Dieser ist so angebracht, dass er von außen kaum zu erkennen ist und das Bauwerk in seiner Erscheinung nicht verändert – wie schon einst das Velarium der antiken Baumeister.