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Die Programmatik des neuen LifeSpa-Konzepts von Dornbracht setzt auf Gesundheitsvorsorge und bietet eine hochwertige Ausstattung des Bades.

ISH 2017
Gesund und richtig leben

Im Bad wird künftig auch Gesundheitsvorsorge betrieben. Thomas Wagner hat auf der ISH mit Andreas Dornbracht über das neue Konzept LifeSpa und die generelle Entwicklung im Badbereich gesprochen.

Thomas Wagner: Gesundheitsvorsorge wird neuerdings auch im Badezimmer großgeschrieben. In welche Richtung entwickeln sich die Dinge?

Andreas Dornbracht: Ausgehend von der Nasszelle hat sich das Bad ja schon in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Vor allem im ästhetischen Sinn hin zu einem Wohnraum, der ausgestattet ist mit Designobjekten, Materialien in verschiedenen Qualitäten und neuen funktionalen Objekten wie Wandarmaturen und bodenebenen Duschen. Nun wollen wir das Bad auch zu einem Gesundheitsraum machen, in dem man Gesundheitsfürsorge betreiben kann. Dabei stellt sich die Frage: Wie kommunizieren wir das Ganze? Einzelne Produkte in den Vordergrund zu rücken, reicht hier nicht. Also haben wird uns entschieden, mit dem „LifeSpa“-Konzept eine Programmatik zu entwickeln, die in den Mittelpunkt stellt, worum es letztendlich geht: ein gesundes Leben. Mit dieser Programmatik starten wir hier auf der ISH. Mir scheint, die Zeit ist auch aus ökonomischer Sicht reif, da sich Design als Wertschöpfungsthema mittlerweile etabliert hat und weil der Endkunde schon längst soweit ist, sich mit Gesundheit – gesundem Schlafen, gesundem Essen, Fitness – zu beschäftigen. Die Herausforderung besteht nun darin, die Botschaft zum Endkunden zu tragen.

Sie sagen, neue Produkte vorzustellen reiche nicht mehr, es brauche eine weitergehende Programmatik. Ergeht es Ihnen ähnlich wie den Automobilherstellern? Auch diese mussten in den letzten Jahren lernen, dass sie nicht mehr nur Automobile bauen, sondern Mobilitätsprovider sind. Hat sich der Horizont in der Sanitärbranche in ähnlicher Weise erweitert? 

Andreas Dornbracht: Gewissermaßen schon. Auch im Sanitärbereich kommt zum Thema Gesundheit noch die Digitalisierung dazu, das Internet der Dinge, das unsere Branche natürlich aufgrund seiner Komplexität spannend, aber auch aufwendiger macht. Deswegen ist es besonders wichtig, eine Programmatik zu entwickeln, die zwei Stoßrichtungen hat: Den Endkunden zu sensibilisieren, ihm zu sagen, das Bad kann, was du erwartest, aber es kann noch vieles mehr, als du heute weißt. Und wir müssen die Absatzmittler – Fachhandel und Architekten – darauf aufmerksam machen, dass das interessante Themen sind. Bei den Architekten und beim Handel müssen wir noch viel mehr Überzeugungsarbeit leisten als in Richtung Endkunde. Der Endkunde ist, glaube ich, schon längst da.

Sie haben es also gleich mit mehreren Herausforderungen zu tun?

Andreas Dornbracht: Ja, es wird im Grunde genommen auch intellektuell komplexer. Aber auch die Wertigkeit einzelner Themen hat sich verändert: Das Thema Design – gute Designqualität – ist inzwischen eher Standard, auch wenn es große Unterschiede gibt. Das heißt: In der Hierarchie verschiebt sich etwas.

Einerseits werden die Anforderungen größer, andererseits bieten sich aber auch Chancen und es entstehen neue Möglichkeiten.

Andreas Dornbracht: Das Leben ist grundsätzlich sehr komplex geworden, allein schon durch die Digitalisierung. Wenn wir jetzt sagen, sich um seine Gesundheit zu kümmern bedeutet eben nicht nur, drei Mal in der Woche ins Fitnessstudio zu gehen, sondern sich mit allen Aspekten eines gesunden Lebens zu beschäftigen, dann ist das für den Endkunden ebenfalls komplex. Also müssen wir für unseren Bereich Konzepte und Lösungen anbieten, die es ihm erlauben, sich auf den Weg zu machen. Das werden sicher nicht alle tun, aber vielleicht gibt es Leute, die sagen: Mich interessiert das Thema Bad und das Thema hydrotherapeutische Anwendung ganz besonders. Für diese Leute haben wir die passenden Angebote.

Sie müssen also zunächst vor allem Überzeugungsarbeit leisten? 

Andreas Dornbracht: Das Thema Gesundheit ist für den Berater des Endkunden, der sein Bad renovieren will, nicht gerade einfach. Er muss lernen, auch über Stoffwechsel, Kreislauf und Hautqualität zu sprechen und eben nicht nur über Design und darüber, welcher Marmor es denn sein darf. Auch an dieser Stelle nimmt die Komplexität zu, weshalb wir es als Hersteller erreichen müssen, neue Netzwerke zu etablieren. Im Bereich der Digitalisierung und des Internets der Dinge haben wir solche Netzwerke schon aufgebaut. Wir sprechen heute mit Vodafone, wir sprechen mit IBM, wir sprechen mit Versicherungen wie der Allianz. Im Gesundheitsbereich sind wir noch dabei, neue Netzwerke zu finden.

An welche Bereiche denken Sie konkret?

Andreas Dornbracht: Es gilt, mit einem Bettenhersteller ebenso zu reden wie mit einem Kochgerätehersteller, wenn es um gesunden Schlaf beziehungsweise um die gesunde Zubereitung von Essen geht. Das sind für uns unbekannte Terrains, die aber auch eine enorme Chance darstellen, gerade für mittelständische, inhabergeführte Unternehmen. Unabhängig vom Business Case über Visionen zu reden und Ansätze zu finden, wo man nicht nur die richtigen Produkte und Dienstleistungen, sondern auch das nötige Wissen zu einem besseren Leben anbieten kann. 

Andreas Dornbracht: Künftig muss der Berater mit dem Kunden auch über Stoffwechsel, Kreislauf und Hautqualität sprechen und nicht nur über Design.

Das klingt sehr humanistisch?

Andreas Dornbracht: Ja, aber nicht altruistisch.

Ihr Ansatz nimmt aber doch den ganzen Menschen in den Blick und ist in diesem Sinn humanistisch?

Andreas Dornbracht: Richtig. Das bedeutet freilich, wir haben in unserer Kommunikation für LifeSpa in der Summe drei Ebenen. Die Erste ist: How to use water, wie nutzen wir Wasser. Hier vermitteln wir das Wissen, wie man wann welche Equipments anwendet.

Also verschiedene Wasseranwendungen und Darreichungsformen – vom Regentropfen bis zum Kneippgus. 

Andreas Dornbracht: Ja. Das Zweite ist: How to specify. Hier geht es darum, dem Berater Informationen zu liefern, wie er zum Beispiel eine hydrotherapeutische Anwendung in der Dusche richtig planen kann. Drittens geht es um die Frage der Architektur, also darum, wie ich einen Grundriss für die diversen Zone plane, um auch auf wenigen Quadratmetern eine optimale Funktionalität im Hinblick auf LifeSpa und Gesundheit erreichen zu können. Das ist schon eine Herausforderung, und auch hier geht es um Anleitung, um Wissensvermittlung.

Ihre Kernkompetenz ist klar. Diese liegt beim Wasser und dessen Anwendungen. Wenn nun weitere Kompetenzen und aus Netzwerken entstehendes Wissen hinzukommen – wie sieht für Sie dann das Bad in zehn Jahren aus? 

Andreas Dornbracht: Fangen wir mit den Basics an: Die Zahl der Quadratmeter, die zur Verfügung stehen, wird sich nicht groß verändern. Das Bad wird aber mit mehr Funktionen ausgestattet sein. 

Das Bad wird also zum umfassenden Fitnessraum und hinsichtlich Luft, Duft, Licht und Atmosphäre optimiert?

Andreas Dornbracht: Das Badezimmer wird ganzheitlich werden, einem holistischen Anspruch genügen. Es wird darum gehen, alle Sinne anzusprechen, aber auch alle möglichen Funktionen unterzubringen. Die alltäglichen Rituale – Körperpflege, Beauty, Reinigung sowieso, aber auch Entspannung bis hin zur Gesundheitsvorsorge – all das wird auf einem begrenzten Raum stattfinden. Das Bad hat durchschnittlich immer noch seine sieben Quadratmeter. Wir reden hier über Bäder, die vielleicht 10, 12 Quadratmeter haben, und nicht 50 oder 60 Quadratmeter. Es liegt an uns, den Badplaner, sei es im Handel oder sei es in der Architektencommunity, zu inspirieren, über neue Grundrisse nachzudenken, die verschiedene Kombinationen und Funktionen ermöglichen.

Gibt es dafür bereits konkrete Vorschläge?

Andreas Dornbracht: Ja, Sieger Design hat für Dornbracht einen „Small Size Premium Spa“ entwickelt, auf sechs Quadratmeter Fläche. Es ist erstaunlich, wie viele zusätzliche Funktionen dort untergebracht werden können, wenn man sich mal wirklich über Grundrisse Gedanken macht.

"Wir müssen unser Konzept", so Andreas Dornbracht, "auf die Realität im Sinne der tatsächlich zur Verfügung stehenden Quadratmeter runter brechen. Darüber sind wir uns im Klaren und das sind Schritte, die wir unternehmen".

Diesen „Small Size Premium Spa“ gibt es aber noch nicht – oder?

Andreas Dornbracht: Nein, als fertiges Produkt gibt es den noch nicht.

Aber wäre die komprimierte Form eines LifeSpa nicht der entscheidende Schritt, um auch kleinere Bäder, etwa in neu gebauten Wohnanlagen, anbieten zu können.

Andreas Dornbracht: Natürlich. Wir müssen unser Konzept auf die Realität im Sinne der tatsächlich zur Verfügung stehenden Quadratmeter runter brechen. Darüber sind wir uns im Klaren und das sind Schritte, die wir unternehmen. Ich war vor kurzem in Hongkong und habe einen Architekten getroffen, der in einem Altbau-Appartement von 32 Quadratmeter sämtliche Funktionen untergebracht hat, die man sich für eine 100-Quadratmeter-Wohnung vorstellen kann. Mittels verschiebbarer Wände kann er mit 20 Leuten eine Party machen, mit acht Home Entertainment genießen oder mit vielen Freunden kochen. Es hat freilich Jahre gedauert, bis er Grundriss und Funktionen so optimiert hatte, dass all das auf 32 Quadratmeter geht. Genau das ist die Aufgabe, der wir uns stellen, und über die nachzudenken wir Architekten und Innenarchitekten inspirieren wollen. 

Dann steht die Badewanne künftig also doch im Wohnzimmer?

Andreas Dornbracht: Das wird nicht so sein. Die Grundrisse werden sich verändern, durchaus im Sinne einer Optimierung der Gesamtfläche. Aber das Bad hat seine eigene Klimazone und das wird auch weiterhin so bleiben müssen.

Ihr LifeSpa-Konzept legt den Schwerpunkt ohnehin woanders.

Andreas Dornbracht: Ja. Über seine Anordnung zum Schlafraum, zum Fitnessraum – wie auch immer – muss nachgedacht werden. Die Frage ist, welchen Anreiz die Planer haben, um sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen. Einen Anreiz wollen wir mit unserer Programmatik geben.

Und der wichtigste Anreiz ist für Sie die Gesundheitsvorsorge?

Andreas Dornbracht: Ich hatte gerade heute Besuch von einem der renommiertesten Innenarchitekten Deutschlands. Der war total begeistert, dass wir das Thema Gesundheit aufgreifen. Er meinte, das seien die neuen Themen. Er habe vom Bauhaus bis zum Minimalismus alles rauf und runter durchdekliniert, und er spüre, es passiere da was. Die Kunden seien nicht mehr nur an kühlen, geometrisch perfekten Raumkonstellationen interessiert, es gehe vielmehr um Wärme, um sensible Erlebnisse, um Haptik und um neue Funktionen.

Auch bei Armaturen spielen Haptik und Funktion eine zentrale Rolle? Sie bieten mit Vaia ja eine neue Armatur mit weicher Formensprache, aber auch neue Oberflächenfinishs und Farben an.

Andreas Dornbracht: Auch hier wird es wärmer. Es gibt, das hören wir von den Innenarchitekten, eine Nachfrage nach Wärme und dunkleren Tönen. Hochglänzende Materialien und helle Töne wirken eher kalt. Ein weiteres Thema ist, möglichst wenig Material einzusetzen, Armaturen filigran zu gestalten – nicht nur wegen der Nachhaltigkeit, sondern auch aus ästhetischen Gründen. Hinzu kommen etwas weichere Formen, wobei wir ganz klar bei unserer Designsprache bleiben. Die Form unserer Armaturen ist immer noch klar, sie sind nach wie vor präzise gearbeitet und wohlproportioniert. Da gibt es von unserer Seite keine Experimente, sondern evolutionäre Schritte.

Sie nennen das „Transitional Style“?

Andreas Dornbracht: Ja. Dinge werden heute anders kombiniert und nicht mehr strikt nach einem einheitlichen Stil oder einer Designidee ausgesucht. Es gibt keine Dogmatik mehr, die vorherrscht und vorschreibt, wie etwas auszusehen hat. 

In der Designsprache auf eine Moderne ohne Dogmatik setzen: Andreas Dornbracht im Gespräch mit Thomas Wagner.

Kann man sagen, Sie setzen, was die Designsprache angeht, auf eine Moderne ohne Dogmatik?

Andreas Dornbracht: So kann man es wirklich formulieren. Auch die Innenarchitekten brechen gegenwärtig jede dogmatische Einheitlichkeit auf. Das führt dazu, dass viel persönlicher, vielleicht sogar autobiografischer eingerichtet wird. Da wird auch mal ein Stück von der Oma in ein modernes Ambiente integriert. Nur das Cleane, Coole und Perfekte ist es eben nicht mehr. Das gilt auch für das Bad, besonders im Premiumbereich. Auch hier kommt es zunehmend auf die Individualität an. Der Appell an Innenarchitekten, Badplaner, Endverbraucher: Traut euch mehr zu, verfolgt nicht einfach nur Standards, die Hersteller irgendwann einmal gesetzt haben oder die der Markt setzt. Traut euch zu, auf dem Waschtisch eine Armatur in einem dunklen Ton mit Chrom-Armaturen in der Dusche zu kombinieren. Warum nicht?

Also Customizing statt Standard?

Andreas Dornbracht: Genau, es muss eben nicht alles durchgestylt sein. Ich glaube, zu dieser Variabilität müssen wir anregen. Wir können uns von anderen Anbietern nur unterscheiden über Präzision und Detailorientierung. Kontinuität zu pflegen bedeutet ja nicht, dass man immer das Gleiche macht, sondern, dass auf einem Zeitstrahl erkennbar wird, wie sich Marke und Produktportfolio entwickelt haben und sich weiter entwickeln.

Verläuft die Entwicklung gegenwärtig vom Visuellen hin zum Sensitiven oder Sensuellen?

Andreas Dornbracht: Wir dürfen ja nicht vergessen, ein Produkt existiert nie isoliert. Wir haben über die Jahre gelernt – nicht unser einzelnes Produkt ist wichtig, sondern wie es in einem Kontext wirkt. Deshalb besteht eine gelungene Variabilität, wenn man es richtig macht, auch darin, dass unsere Produkte in der Oberfläche X oder in der Oberfläche Y von einem Badplaner in einen Kontext gestellt werden, der einen Endkunden oder einen Badnutzer im Hotel zufriedenstellt.

Und mit dem Projekt LifeSpa wollen Sie einen Kontext schaffen, der vor allem aus Wohlbefinden und Gesundheit besteht, am Ende sogar auf das gute und richtige Leben zielt, das wir alle suchen?

Andreas Dornbracht: Genau da wollen wir ansetzen. Wir sagen, Körper, Geist und Seele müssen im Einklang sein. Es geht um Lebensqualität und dazu gehört Gesundheit. Wenn ich nicht glücklich bin, bin ich eigentlich auch nicht gesund. Uns geht es ganz klar um körperliche und um geistige Gesundheit.

Ist die Marke Dornbracht also mehr denn je verknüpft mit einer Kultur des richtigen, guten, angenehmen, glücklichen Lebens?

Andreas Dornbracht: Ja, im Grunde genommen geht es um Qualitätssteigerung, konkret auch darum, das Bad mittels neuer Funktionen qualitativ weiterzuentwickeln – um dadurch die Lebensqualität zu verbessern. Das zu erreichen, ist für jeden ein langer Weg. In zehn Jahren werden wir wissen, ob wir damit erfolgreich waren oder nicht.

Heißt das, so wie ich den Garten kultivieren kann, kann ich mich auch selbst kultivieren?

Andreas Dornbracht: Wir fordern jeden dazu auf: Kümmere dich um dich selbst, um deine Gesundheit - und das kannst du jeden Tag für zwei, drei, vier, fünf Minuten im Bad tun. Nicht nur dort, dort aber auf eine besonders angenehme Weise. Gesund zu essen bedeutet ja nicht Verzicht auf Genuss, sondern es bedeutet, bewusst zu essen. Und das Gleiche gilt für die Nutzung des Bades. Nutze die Zeit, darauf wollen wir aufmerksam machen – es braucht nur wenige Minuten. 

Sich wohlfühlen und gesund leben.
Wasser ins Licht gerückt: Duschen unter feinem Nieseln ...
unterm Wasserfall ...
oder unter sanften Regentropfen.
Nasszelle war gestern, heute entspannt man sich im LifeSpa.
LifeSpa - Das Badezimmer wird zum privaten Spa.