Hotel
Fünf Fenster ins Nichts
Wer auf Hotelportalen nach Ferienunterkünften in den Vereinigten Arabischen Emiraten sucht, stößt in der Regel auf eine Auswahl an gesichtslosen Bettenburgen, mediokren Allerweltsketten oder prätentiösen Luxusanlagen. Mit der Al Faya Lodge ist in Schardscha, dem drittgrößten der sieben Emirate, eine exklusive Hotelanlage entstanden, die Erholung weitab vom lauten Trubel der Stadt verspricht. Die gleichnamige Hauptstadt des Emirats, eine Metropole mit mehr als 1,2 Millionen Einwohnern, liegt knapp 40 Kilometer entfernt. Hier im gefühlten Nirgendwo, am Fuße des Mount Alvaah bietet das Boutiquehotel gerade einmal fünf Doppelzimmer. Es ist das zweite Hospitality-Projekt der auf nachhaltigen Tourismus fokussierten Sharjah Collection. Ein drittes Hotel wird derzeit realisiert.
Entworfen hat die Al Faya Lodge das in Dubai und London beheimatete Büro Anarchitect. Inmitten der Wüste, entlang einer Fernstraße und unweit der einst ersten Erdölförderanlage der Vereinigten Arabischen Emirate hat der Architekt Jonathan Ashmore eine frühere Klinik und ein Lebensmittelgeschäft aus den Sechzigerjahren der neuen Nutzung zugeführt. Den beiden einstöckigen Steinhäusern fügte er einen Neubau hinzu, in dem sich ein Salzwasserspa mit Außenpool befindet. Während das Spa und das benachbarte Apartmenthaus allein den Hotelgästen vorbehalten sind, beherbergt das Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein öffentliches Restaurant.
Gestalterische Klammer aller drei Gebäude sind die markanten Elemente aus Cortenstahl, die insbesondere der Beschaffenheit der existierenden Bauten kontrastieren sollen. Daneben wurden weitere architektonische Eingriffe vorgenommen. Dem Restaurant wurden so beispielsweise Terrassen und Veranden mit großen Fensterflächen hinzugefügt. Jedes der fünf Hotelzimmer öffnet sich zur Umgebung hin mit einer eigenen kleinen, von Stahl eingefassten Terrasse – von der aus man nichts sieht als die Weite der Wüste und die Lichter entfernter Siedlungen. Und straßenseitig wird das Gästehaus von einem Kolonnadengang begrenzt. Das größte der Zimmer hat zudem Zugang zu einer eigenen Dachterrasse, wohingegen eine weitere Dachterrasse gemeinschaftlich genutzt werden kann.
Außen klare Konturen, innen höhlenhafte, dunkel gehaltene Zimmer: Die Räume versprechen Schutz vor der brütenden Sonne. "Wüstenbedingungen bedeuten im Sommer extreme Hitze mit intensiver und anhaltender Sonneneinstrahlung", erklärt Jonathan Ashmore. Hinzu kommen Regen, Sandstürme und Niedrigtemperaturen während der Nächte. "Daher ist es wichtig diese Faktoren zu berücksichtigen, einerseits bei der Gestaltung der Form und Masse des Gebäudes sowie zweitens bei der Auswahl geeigneter und robuster Materialien." Der Farbklang aus Naturstein, sandbraunem Beton und Cortenstahl setzt sich im Interior fort. Die fünf Hotelzimmer erhielten jeweils Dachfenster, durch welche hindurch sich nachts die Sterne beobachten lassen, während man im Bett liegt.
Mit seinen Eingriffen lässt Jonathan Ashmore die Grenzen zwischen Bestand und Neubau verschwimmen, und erzeugt einen Dreiklang aus Stahl, Stein und Beton, der sich vor dem kargen Land mal hervorhebt und mal verbirgt. Der Dürre zum Trotz wird dem sandigen Grund ringsum die Anlage ein wenig Grün abzutrotzen versucht: Olivenbäume und ein paar Büsche säumen das Gelände. Immerhin ist das Emirat Schardscha auch Heimat verzauberter Oasen. Die Al Faya Lodge ist vor allem eine Oase der Entspannung und Ausgansgort für Abendteuer inmitten einer natürlichen Landschaft.
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Al Faya Lodge
3R23+QR Fili
Schardscha, Vereinigte Arabische Emirate