Man traut seinen Augen kaum. Von einem Neustart hatte die Messe Frankfurt gesprochen, kein Aussteller sei mehr an seinem angestammten Platz zu finden, alles sei neu zusammengestellt und übersichtlich gruppiert, zudem biete der „Loft"-Bereich in der neuen Halle 11 ein echtes Highlight. Und was muss der erstaunte Besucher erkennen? Es ist so!
Zwar ist die Frankfurter Messe nach wie vor ein Ort der langen Wege - von einem Ende zum anderen ist man gut und gerne 35 Minuten unterwegs -, doch auch das kann die Freude des designinteressierten Besuchers, der zwischen den Hallen 1, 4, 11 und der Galleria unterwegs ist, nicht wirklich trüben. Woran aber liegt es, dass der Ambiente-Besuch in diesem Jahr so richtig Spaß macht? Es fängt schon mit der Verleihung des Designpreises der Bundesrepublik Deutschland an, mit dem die Messe in jedem Jahr traditionell eröffnet wird. Erstmalig gab es hier die Kategorien Kommunikationsdesign (mit Ausstellung der prämierten Arbeiten im Frankfurter Museum für Angewandte Kunst) und einen Preis für den besten Nachwuchsdesigner Deutschlands. Diese Erweiterung tut dem Ereignis richtig gut und mit der jungen Textildesignerin Elisa Strozyk hat die Jury eine unerwartete aber gute Wahl getroffen. Die Ehrung der Jungdesigner bildete einen passenden Gegenpol zur Verleihung des Designpreises an den Lichtdesigner Ingo Maurer für sein Lebenswerk, dessen Laudatio bei der Direktorin des Berliner Bauhaus-Archivs, Annemarie Jäggi, in besten Händen war. So bot die Verleihung des Designpreises einen gelungenen Auftakt zu einer Ambiente, die viele weitere Überraschungen präsentieren konnte.
Die Ausstellungen zum Designpreis der Bundesrepublik Deutschland und zum Award Designplus haben zusammen mit den Trendshows in der Galleria eine passende Bühne gefunden, das erlaubte einen konzentrierten und ungestörten Blick auf die Exponate, was im letzten Jahr aufgrund der schlechteren Positionierung nicht möglich war.
Die vor kurzem eröffnete Halle 11 bot mit dem Bereich „Loft" einen guten Querschnitt durch das zeitgenössische Design. So unterschiedliche Hersteller wie Authentics, die mit Urban Garden von Patrick Nadeau eine Serie von neuen Produkten präsentierte, Wodtke, Serafini, Klein&More, Hey Sign, Henry Dean und viele mehr haben hier eine neue Plattform gefunden und zeigten sich in ansprechendem und offenen Standdesign. Ideal für den Besucher und offensichtlich auch erfolgreich für die Aussteller.
Weiterer Design-Schwerpunkt ist neuerdings die Halle 4, auf dessen unterer Ebene sich die Protagonisten Stelton mit spektakulärer Kollektion von Paul Smith, Iittala, Mono/Pott mit neuen Produkten von Formfjord, Koziol mit traditionell guter Laune, Thomas, Leonardo, Eva Solo und Menu ebenso prominent präsentieren wie kleine Label, etwa Italesse aus Italien, das unter der Art Direction von Luca Nichetto - Italiens derzeit führendem Jungdesigner - eine spannende Entwicklung durchmacht. Mittendrin eine von der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und Seibel Designpartner initiierte Ausstellung, die einen frischen Kontrapunkt zu den etablierten Herstellern setzt.
Ähnlich auf der oberen Ebene der Halle 4, wo die renommierten Porzellan-Manufakturen eine neue Heimat gefunden haben. Auch hier durchmischt mit jüngeren Labels wie Elinno aus Finnland.
So findet auf der neuen Ambiente nicht nur, wer sucht, der Besucher entdeckt darüber hinaus so manches Inspirierendes und Überraschendes. So kann, so muss es weitergehen. Spannend wird es sein zu sehen, ob und wie die in diesem Jahr wieder auf den alten Termin Ende August verlegte Tendence die Steilvorlage aufnehmen kann.