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MOBILITÄT
Mit dem Bus in die Zukunft

Stichwort Verkehrswende: Wie sollte der Nahverkehr gestaltet sein, um Menschen dafür zu begeistern? Emissionsfrei, autonom, komfortabel, elegant und futuristisch? Mit Agora E entwirft der Industriedesigner Andrea Ponti ein Fahrzeug der Zukunft — und der Begegnung.
03.11.2022

Als Agora bezeichnete man im antiken Griechenland Veranstaltungs- und Versammlungsorte. Hier traf man sich, um Märkte abzuhalten, Feste zu feiern, Volks- und Gerichtsversammlungen abzuhalten. Kurzum: Hier spielte sich das Leben ab — politisch, religiös, rechtlich, geschäftlich, sportlich und künstlerisch. Andrea Ponti ist kein Grieche, sondern Italiener. Und eigentlich hat er eher ein Faible für Asien: Sieben Jahre lebte der Gestalter in Japan, woraufhin er 2013 ein Designbüro in Hong Kong gründete. Dort hat es ihm die moderne Fortbewegung angetan. Bereits 2020 legte er mit einer emissionsfreien Passagierdrohne und einer doppelstöckigen Straßenbahn alternative Fortbewegungsmittel für seine chinesische Wahl-Heimat vor.

Sein neuestes Konzeptfahrzeug ist ein autonomer, platzsparender Elektrobus, der Hongkong und den dicht besiedelten Städten Südchinas zu mehr Nachhaltigkeit verhelfen soll. Und dafür bringt er die alten Griechen ins Spiel: "Agora E ist inspiriert von den öffentlichen Versammlungsräumen der antiken Städte", meint Ponti. Was heißt das konkret? Anders als in herkömmlichen Bussen sind die Sitze hier nicht hintereinander, sondern ringförmig um die Mitte angeordnet. Diese bleibt frei und bietet Platz für Gepäck, Rollstühle wie auch stehende MitfahrerInnen. Durch die Orientierung des Interieurs auf das Zentrum der Fahrgastzelle, in die bis zu zehn Passagiere passen sollen, möchte der Designer zu Interaktion und Gespräch animieren. Pontis erklärtes Ziel: "Gespräche und bedeutungsvolle Interaktionen".

Mit der Wahl auf Tannengrün für Boden und Polster soll eine beruhigende Atmosphäre geschaffen und der Nachhaltigkeitsgedanke transportieren werden. Diesen setzt er innerhalb der Kabine mit recycelten und nachwachsenden Materialien um. Den Außenraum sieht Ponti als kompakten Quader vor. Damit nutzt er Stadt- und Innenraum auf effizient Weise aus. Seiten, Decke und Schiebetüren sieht er mit großflächigen Verglasungen vor. Sie ließen nicht nur natürliches Licht ins Innere, sondern ermöglichten auch "einen ungehinderten Blick auf das ikonische Stadtbild von Hongkong", so der Gestalter. Aktuell sucht Ponti nach Verbündeten, um Agora E auf die Straße zu bringen. Ob das gelingt oder nicht, in jedem Fall macht er aufmerksam auf die vernachlässigten Aspekte des Transportwesens: Er zeigt, öffentlicher Nahverkehr ist nicht nur nachhaltig, sondern auch sozial und vielleicht sogar unterhaltsam. Vielleicht werden die Menschen in diesem Bus der Zukunft — nach antikem Vorbild — bald wieder näher zusammenrücken. (ncm)