Schwedenstahl
Es ist ein schwedisches Popkultur-Märchen wie aus dem Bilderbuch – allerdings mit junger Mode statt junger Musik als Hauptbestandteil. 1996 gründete sich in Stockholm ein kreatives Kollektiv unter dem wenig appetitlichen Namen "Acne". 2017 betreibt „Acne Studios“, wie das erfolgreiche Modelabel inzwischen heißt, mehr als vierzig eigene Läden und ist mittlerweile in vielen der wichtigsten Metropolen Europas, Asiens und Nordamerikas vertreten. Allein in den vergangenen zwei Jahren hat Acne Studios ein knappes Dutzend neuer Geschäfte eröffnet. Angefangen mit zwei Flagship-Stores in Stockholm und Kopenhagen, die beide im Jahr 2015 eingeweiht wurden, hat das Label ein neues gestalterisches Konzept umgesetzt, das seitdem den Auftritt der Marke wesentlich definiert. Prägendes Element sind dabei große unlackierte Edelstahlflächen, deren matt-kühler Glanz den Raumeindruck bestimmt. Das Material wird großzügig als Wandverkleidung und als Raumteiler eingesetzt. Auch das Verkaufsmobiliar – Tische, Kleiderstangen und Regalborde – besteht aus Edelstahl. Den auf diese Weise entstehenden, fast aseptischen Eindruck unterstützt das LED-Lichtkonzept, das die Verkaufsräume in eine gleißende, nahezu schattenlose Helligkeit taucht.
Kontrastiert wird diese Reinraum-Atmosphäre ein wenig durch die roh und objekthaft wirkenden Möbel des britischen Designers Max Lamb, mit dem Acne Studios seit 2015 zusammenarbeitet und dessen Entwürfe in den meisten der Läden, die das neue Signature-Interieur besitzen, aufgestellt sind.
Farbige Elemente wurden bei Acne Studios neuem Shop-Design zunächst nur äußerst verhalten eingesetzt. Bei einigen Ausstattungsdetails der neuesten Läden kehrten die für die Läden des Labels lange Zeit typischen Puderrosa- und Violett-Töne jedoch zurück. In dem im Juni 2017 eröffneten Geschäft in Mailand feierte Farbe dann mit einer ganz in Pink gehaltenen Decke ihr großes Comeback. Überhaupt weist der Laden an der Piazza del Carmine im Brera-Viertel eine Reihe von Details auf, die ihn gegenüber seinen Vorgängern abheben. Das beginnt schon bei der Wandgestaltung: Die großen, bodentiefen Segmentbogenfenster des Ladenlokals werden auf geschlossene Wandflächen gespiegelt, wo sie aus der bis an die Decke reichenden Granitverkleidung – ebenfalls eine Neuerung –, als Negativform ausgeschnitten sind. Die Fensterumrisse sind mit Edelstahleinsätzen ausgefüllt. Auch das Mobiliar ist ein anderes. Es wird nicht aus Edelstahl, sondern, wie der Fußboden, aus Granit gefertigt. Neu ist auch das im Raum sehr dominante, eigens für Acne Studios entwickelte Deckenlichtsystem "Mega", das neben LED-Bändern auch Reihen von Downlights aufweist – ein Leuchtentypus, der in den letzten fünf Jahren bei keinem neuen Acne-Shop mehr zum Einsatz gelangt ist. So wirkt die Mailänder Filiale des schwedischen Modehauses im Ganzen wieder etwas verspielter, etwas wärmer. Ist es der Auftakt einer erneuten Neudefinition von Acnes Retail-Look?