Erstmal 17 Meter hoch hinauf, um rasant runter zu rutschen: der neue „Slide Tower“ von Carsten Höller auf dem Vitra Campus. Foto © Vitra
Abwärts geht’s in der Röhre
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von Uta Abendroth | 29.06.2014
Der Unterhaltungs-Faktor des neuesten Bauwerks auf dem Vitra Campus bereichert die Anlage um eine ganz neue Dimension. Denn nicht nur Kinder werden den so genannten „Slide Tower“ von Carsten Höller lieben – auch Erwachsene werden die rasante Rutschpartie genießen. Die Realisierung des Rutschturms ist ein weiterer Meilenstein in der mittlerweile 30 Jahre andauernden Entwicklung des Vitra-Geländes. Die Skulptur „Balancing Tools“ von Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen war 1984 das erste Objekt, das vor dem Zaun des Produktionsgeländes aufgestellt wurde. Es folgten 1989 das Vitra Design Museum von Frank Gehry und 1993 der Konferenzpavillon von Tadao Ando. Den Höhepunkt bildet bis heute das „VitraHaus“ von Herzog & de Meuron, das 2010 eröffnet wurde und seitdem den Flagshipstore beherbergt. Doch Vitra wäre nicht Vitra, wenn Rolf Fehlbaum nicht immer wieder neue Ideen anstoßen und umsetzen würde. „Wir können das Produktionsgelände, auf dem LKWs fahren und ständiger Betrieb herrscht, nicht weiter zugänglich machen“, sagt der Chairman Emeritus. „Aber wir haben hier 300 000 Besucher im Jahr und deshalb haben wir an andere Möglichkeiten der Öffnung gedacht.“ Die Planung sieht vor, dass Besucher, die jetzt ausschließlich von Norden per Auto oder Bus ankommen, in Zukunft auch mit der Tram anreisen und das Gelände im Süden betreten können. Dafür muss sich die Südseite des Geländes zumindest in Teilen öffnen. Denn auch Zaha Hadids ehemalige Feuerwache soll für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Gerade die jüngeren Besucher werden den rund 30 Meter hohen „Slide Tower“ von Carsten Höller lieben: Er besteht aus drei schräg stehenden, aufeinander zulaufenden Stahlstützen, an deren Schnittpunkt sich eine drehbare Uhr mit einem Durchmesser von sechs Metern befindet. Über eine Treppe erreicht man die in 17 Metern Höhe montierte Aussichtsplattform, von der man einen grandiosen Ausblick auf das umliegende Campus-Gelände und das Umland hat. Die Plattform ist der Ausgangspunkt für die 38 Meter lange Röhrenkurvenrutschbahn. Carsten Höller sagt: „Von einer architektonischen oder praktischen Seite her gesehen sind Rutschen Gebäudeelemente, die Menschen transportieren können, gleichwertig mit Treppen, Rolltreppen oder Aufzügen. Rutschen bringen die Leute sicher und elegant an ihren Zielort, sie sind günstig in der Konstruktion und energieeffizient. Die Rutsche ist zudem ein Gerät, das eine emotionale Erfahrung ermöglicht, die zwischen Lust und Wahnsinn oszilliert.“ Bleibt zu wünschen, dass Vitra weiterhin mit so viel Lust die Entwicklung des Wahnsinns-Architektur-Campus vorantreibt. www.vitra.com MEHR auf Stylepark: Vorhang auf in Weil am Rhein: Der Vitra Campus glänzt mit einem weiteren Gebäude aus Meisterhand: die vom japanischen Architekten-Duo SANAA entworfene Produktionshalle für Vitrashop. Der zweite Neubau auf dem Vitra Campus: die Promenade mit offenen Räumen vom portugiesischen Architekten Álvaro Siza. Foto © Vitra
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Die Röhrenrutschbahn ist insgesamt 30 Meter hoch. Foto © Julien Lanoo für Vitra
Nicht ohne meine Mütze: der Künstler Carsten Höller und "Mister Vitra" Rolf Fehlbaum bei der Eröffnung der Rutsche (v. l. n. r.). Foto © Uta Abendroth
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Álvaro Siza hat Materialien verwendet, die bereits 1994 für die Produktionshalle zum Einsatz kamen: Backstein und Granit. Foto © Vitra
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"Dieser offene Raum verleiht den Gebäuden und Objekten ihre eigene Autonomie“, sagte Álvaro Siza bei der Eröffnung. Foto © Vitra
Nicht nur für Kinder ein rasanter Spaß. Foto © Attilio Maranzano für Vitra
Der Asphaltweg wird von Hainbuchhecken flankiert – weil sie laut Siza im Herbst Laub verlieren und so den Wechsel der Jahreszeiten erlebbar machen. Foto © Vitra
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Zwei mal gedreht und schon ist man unten: Riesiges Rutschvergnügen auf 38 Metern Länge. Foto © Julien Lanoo für Vitra
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