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Fragen an Claudio Luti
03.04.2013
Claudio Luti, Foto © Francesco Brigida
Im Zeitalter der globalisierten Märkte genügt es nicht, hochqualitative oder gar perfekte Produkte anzubieten. Robert Volhard stellte Claudio Luti, dem neuen Geschäftsführer von Cosmit und CEO von Kartell, sechs Fragen zur Zukunft der italienischen Möbelindustrie.
Die Salone Internazionale del Mobile ist die profilierteste Möbelmesse und deswegen wollen die Firmen teilnehmen. Sie bietet eine hervorragende Gelegenheit zur Erhöhung der internationalen Reichweite und Sichtbarkeit. Immerhin kommen jedes Jahr mehr als 300.000 Besucher aus 160 Ländern zur Messe. Die Teilnehmer bemühen sich sehr um Präsenz und ihre Rolle als Teil dieses internationalen Treffens. Wenn man in puncto Neuheiten, neue Trends, neue Stilrichtungen in der Möbelindustrie auf dem Laufenden sein will, muss man nach Mailand kommen. Wir haben dieses Jahr wie immer eine lange Warteliste von Firmenbewerbungen, und wir können leider nie alle zufrieden stellen!
Es müssten aber auch gewisse Synergien zwischen den Firmen und den öffentlichen Institutionen geschaffen werden, um der asiatischen Konkurrenz entgegenzuwirken. Wir alle wissen, dass ein Plagiat Diebstahl von geistigem Eigentum bedeutet und die Chinesen ändern hier allmählich ihre Haltung und werden sich der Probleme des Imitierens bewusst. Sie unterscheiden nun sorgfältiger zwischen Kopie und Original. Um den Krieg gegen Kopien zu gewinnen, müssen wir die Menschen dahingehend erziehen, dass sie das Original schätzen und sich dem Aufwand und den Investitionen gewahr werden, die in einem solchen Produkt stecken.
Also besteht die Herausforderung darin, die Marktführerschaft zu behaupten. Als Betreibergesellschaft muss Cosmit die lange und schöne Geschichte der Salone Internazionale del Mobile fortführen und sie fit für die Zukunft machen, indem wir auf der Tradition aufbauen, aber gleichzeitig mit der Mode gehen. Als Geschäftsführer will ich diese überzeugende Strategie aufrechterhalten, wenn ich da überhaupt von einer Strategie reden kann. Es ist stets die Strategie von Saloni gewesen, Zentrum von Innovation zu sein. Die Welt schätzt uns Italiener gerade deswegen, weil unsere Unternehmer solch kreative Dialoge fördern. Um unsere Erfolge fortzusetzen, müssen wir uns an die neuen Bedürfnisse unserer Aussteller anpassen, ihre Erwartungen erfüllen und sie unterstützen, ihre Ziele zu erreichen. Ohne die Stärken der Aussteller würde es keine Salone Internazionale del Mobile geben, sondern nur eine leere Hülle, und das muss man sich immer wieder vor Augen führen.
www.cosmit.it
www.kartell.it
Robert Volhard: Wie beeinflusst die derzeitige politische und wirtschaftliche Lage Italiens die Arbeit von Cosmit und die Vorbereitung des Salone Internazionale del Mobile?
Claudio Luti: Meines Erachtens geht es den Firmen, die mit ausländischen Kunden zusammenarbeiten, angesichts der globalen Krise viel besser als jenen, die nur in Italien tätig sind. Der italienische Markt ist wahrlich nicht in einer guten Verfassung. Als Betreibergesellschaft des Salone Internazionale del Mobile haben wir unsere Investitionen zwar nicht zurückgeschraubt, haben sie jedoch intern verlagert. Wir haben zum Beispiel unsere Werbepräsenz und Kommunikationsangebote im Ausland intensiviert, denn wir glauben, dass die internationalen Märkte viel stärker sind als der italienische Markt. Es ist sogar sehr wichtig geworden, uns als soliden Bezugspunkt zu branden – nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb Italiens in den Auslandsmärkten – und somit starke dauerhafte Partnerschaften aufzubauen.
Welche Wirkung hat das auf die Möbelindustrie? Was sind die Hauptprobleme und wie können sie gelöst werden? Was können Hersteller machen, um weiterhin am Weltmarkt erfolgreich zu sein?
Luti: Beim jetzigen Stand der Weltwirtschaft ist es äußerst wichtig, dass man versucht, in die Schwellenmärkte Asiens und Südamerikas einzudringen, denn dort gibt es immense Potenziale. Die Saloni werden übrigens auch in Russland, und zwar in Moskau, stattfinden, und zwar mit der neunten Auflag im kommenden Oktober. Durch den Standort dort sind wir nicht nur im russischen Markt selbst, sondern auch in den Märkten der ehemaligen GUS-Staaten sehr erfolgreich geworden. Um sich im Weltmarkt weiterhin zu behaupten, sollten Hersteller effektiv arbeiten, optimale Qualität liefern und effizient Ressourcen ausschöpfen. Aber das alleine wird nicht genügen, denn ein perfektes, hochqualitatives Produkt allein reicht nicht aus; es braucht auch eine perfekte Vertriebsstrategie für die Produkte. Vor Jahren hätte exquisite Qualität allein ausgereicht, aber jetzt ist die Konkurrenz viel größer und man muss auch eine globale Vertriebsstrategie zum Tragen bringen. Diejenigen, die wirksame Vertriebskanäle besitzen und die richtigen Partner identifiziert haben, werden sich letztendlich durchsetzen. Der Vertrieb erfordert denselben Aufwand, der zur Sicherstellung innovativer Produktqualität erforderlich ist. Dabei darf man auch eine starke Kommunikation nicht außer Acht lassen.Die Salone Internazionale del Mobile ist die profilierteste Möbelmesse und deswegen wollen die Firmen teilnehmen. Sie bietet eine hervorragende Gelegenheit zur Erhöhung der internationalen Reichweite und Sichtbarkeit. Immerhin kommen jedes Jahr mehr als 300.000 Besucher aus 160 Ländern zur Messe. Die Teilnehmer bemühen sich sehr um Präsenz und ihre Rolle als Teil dieses internationalen Treffens. Wenn man in puncto Neuheiten, neue Trends, neue Stilrichtungen in der Möbelindustrie auf dem Laufenden sein will, muss man nach Mailand kommen. Wir haben dieses Jahr wie immer eine lange Warteliste von Firmenbewerbungen, und wir können leider nie alle zufrieden stellen!
Wie steht es mit der Konkurrenz aus Asien? Sind die italienischen Hersteller deswegen besorgt oder ist das einfach eine Frage der Produktionskosten?
Luti: Es gibt eine starke Konkurrenz aus Asien, vor allem aus China. Um sie zu meistern, muss man über das richtige Netzwerk verfügen, sogar auf der europäischen Ebene. Ich bin der Meinung, dass die konkurrenzfähigsten Länder wie Deutschland, Frankreich und Spanien ihre Kräfte und ihr Knowhow bündeln sollten, um sich besser durchzusetzen.Es müssten aber auch gewisse Synergien zwischen den Firmen und den öffentlichen Institutionen geschaffen werden, um der asiatischen Konkurrenz entgegenzuwirken. Wir alle wissen, dass ein Plagiat Diebstahl von geistigem Eigentum bedeutet und die Chinesen ändern hier allmählich ihre Haltung und werden sich der Probleme des Imitierens bewusst. Sie unterscheiden nun sorgfältiger zwischen Kopie und Original. Um den Krieg gegen Kopien zu gewinnen, müssen wir die Menschen dahingehend erziehen, dass sie das Original schätzen und sich dem Aufwand und den Investitionen gewahr werden, die in einem solchen Produkt stecken.
Was sind Ihre strategischen Ziele für Cosmit als Geschäftsführer?
Luti: Ich habe keine besondere Strategie, denn ich will einfach das weiterführen, was in den letzten 51 Jahren getan wurde; immerhin hat das bis jetzt zu dem Erfolg geführt, der die Salone Internazionale del Mobile genießt: Sie ist am meisten geschätzte und wichtigste internationaler Möbelmesse weltweit.Also besteht die Herausforderung darin, die Marktführerschaft zu behaupten. Als Betreibergesellschaft muss Cosmit die lange und schöne Geschichte der Salone Internazionale del Mobile fortführen und sie fit für die Zukunft machen, indem wir auf der Tradition aufbauen, aber gleichzeitig mit der Mode gehen. Als Geschäftsführer will ich diese überzeugende Strategie aufrechterhalten, wenn ich da überhaupt von einer Strategie reden kann. Es ist stets die Strategie von Saloni gewesen, Zentrum von Innovation zu sein. Die Welt schätzt uns Italiener gerade deswegen, weil unsere Unternehmer solch kreative Dialoge fördern. Um unsere Erfolge fortzusetzen, müssen wir uns an die neuen Bedürfnisse unserer Aussteller anpassen, ihre Erwartungen erfüllen und sie unterstützen, ihre Ziele zu erreichen. Ohne die Stärken der Aussteller würde es keine Salone Internazionale del Mobile geben, sondern nur eine leere Hülle, und das muss man sich immer wieder vor Augen führen.
Welcher Stil ist Ihnen persönlich am liebsten? Welche Einrichtungen und Objekte spiegeln Ihren Geschmack am besten wider?
Luti: Wie man in meinem Haus gut sehen kann, liegt für mich in der Mischung die Würze: Da steht „Moon“, eine zeitgenössische lichtdurchlässige Schale von Mario Bellini auf einem Tisch aus dem 19. Jahrhundert; da gibt es eine bunte Mischung aus uralten Spiegeln und Art-Déco-Möbelstücken neben Philippe-Starck-Objekten aus PVC und Holz sowie unterschiedliche englische Tapeten. Ich genieße die Emotionen, die belebende Wärme, die ein Ort oder Produkt hervorbringen kann. Ein Zuhause sollte durch viele darin wirkende Emotionen Lebendigkeit ausstrahlen.
Gibt bei der kommenden Salone Internazionale del Mobile für Sie ein Lieblingsobjekt bzw. ein alles überragendes Highlight?
Luti: Das wäre das Event, mit dessen Gestaltung Cosmit den Gewinner des Pritzker-Preises, Jean Nouvel, beauftragt hat, der ja bekanntlich ein führender Theoretiker in Sachen Arbeitswelt ist. Das Event wird in den Pavillons der Salone Ufficio laufen, und zwar in der International Workspace Exhibition, die zeitgleich mit der Salone Internazionale del Mobile auf der Mailänder Messe in Rho stattfindet. Das Projekt bietet eine neue Sicht auf die Bürowelt und schafft Freiräume auf der Suche nach neuen Materialien und Technologien, die bequeme, effektive, nutzerfreundliche und umweltbewusste Umgebungen fördern. www.cosmit.it
www.kartell.it