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Johannes Hemann. Foto © Dimitrios Tsatsas
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Fragen an
Johannes Hemann

05.07.2013

Schauplatz Design Miami/Basel, am Stand der Galerie Victor Hunt aus Brüssel. Die Galerie hatte einen der spannendsten Stände und präsentierte eine Reihe von Arbeiten internationaler Jungdesigner, von denen Johannes Hemanns Werk einen der Höhepunkte darstellte. Daniel von Bernstorff, Stylepark, traf dort den Designer für ein Gespräch.

Daniel von Bernstorff: Hallo Herr Hemann, Ihr Werk hier auf der Design Miami sieht spannend aus. Sie bewegen sich auf der Grenze zwischen Design und Kunst.

Johannes Hemann: Meine Arbeit ist sehr stark vom Entstehungsprozess geprägt und fast immer sind die Dinge Unikate. Daher passen sie perfekt in eine Limited Edition Serie, wie hier bei der Galerie Victor Hunt.

Trotzdem ist es natürlich auch Design, denn Sie sind ausgebildeter Designer. Spielt der Designprozess eine große Rolle für Sie?

Hemann: Auf jeden Fall. Ich habe an der HfG Offenbach Produktgestaltung studiert und schon im Studium interessierten mich sehr die Entstehungsprozesse, die entweder industriell oder im eigenen Studio entstehen können. Momentan konzentriere ich mich auf die Entstehung von Formen und steuere die Prozesse daher in meinem Studio selbst. So kommt es zu einer Balance zwischen Industriedesign und Kunst.

Konnten Sie sich in Ihren Anfangszeiten vorstellen, mal hier auf der Design Miami/Basel, im unmittelbaren Kontext der Art Basel, bei einer Galerie auszustellen?

Hemann: Ehrlich gesagt nicht. Die Zusammenarbeit mit Victor Hunt entstand aus einem Impuls, ich habe nicht gezielt darauf hingearbeitet. Ich arbeite nicht speziell für eine Präsentation auf einer Möbel- oder einer Kunstmesse, sondern spreche mit meinen Entwürfen unterschiedliche Zielgruppen an, die sich für meine Arbeit interessieren. Und so bin ich in einem Zwischenbereich gelandet, den ich als „Designart“ bezeichne.

Die Galerie, bei der Sie ausstellen, nennt sich ja auch „Designart“. Die Disziplinen kommen schon im Namen zusammen – und genau um dieses Thema gibt es ja gerade hier in Basel eine große Diskussion. Eine Trennung zwischen der nebenan stattfindenden Art Basel und der Design Miami/Basel ist immer schwieriger zu erkennen. Wie gehen Sie damit um?

Hemann: Ich fühle mich sehr wohl damit. Der Slogan von Victor Hunt ist „We offer the design the industry can't”. Die Industrie ist auf Grund ihrer Prozesse schwerfällig und es ist schwer, neue Impulse zu geben. Dies ist im „Designart“- Kontext und mit Unterstützung durch eine Galerie viel einfacher und schneller umsetzbar.

Die Galerie zeigt auch eine riesige Arbeit des Studios „Humans since 1982“. Unzählige Uhren bewegen sich in einem Rhythmus, mal synchron, mal chaotisch und zwischendurch, wie von Geisterhand, sieht man die Uhrzeit. Ein Werk, was im höchsten Maße poetisch, aber ebenso technisch anspruchsvoll ist.

Hemann: Im Hintergrund steht eine komplizierte, spezielle Programmierung, trotzdem ist es ein Kunstwerk, das wie ein Bild an der Wand hängt. Doch wenn es die Uhrzeit anzeigt, wird es wieder zu einem funktionalen Objekt. Und so ist es ein Objekt zwischen Design und Kunst, und man balanciert wieder auf dem Drahtseil zwischen den beiden Disziplinen.

Genau das ist der Unterschied zur reinen Kunst: Design hat ja den Anspruch des Dienens und der Funktionalität. Auch Ihr hier gezeigtes Objekt hat eine ganz klare Funktion, geht aber auch sehr ins Künstlerische, da es nicht im industriellen Kontext entsteht, sondern im Prinzip wie ein Kunstwerk geschaffen wird.

Hemann: Exakt! Meine Prämisse ist nicht erst die Funktion, sondern ist ein Objekt, dem dann auch eine Funktion beigemessen wird. Es fängt also schon mit einer anderen Zielrichtung an.

Was auf der Design Miami/Basel auffällig ist, ist das Überangebot an Vintage-Möbeln - gefühlt sind es über 70 Prozent. Doch neue, spannende Projekte von jungen Designern findet man kaum. Wie denken Sie darüber?

Hemann: Es gibt ein paar Galerien, die jüngere Sachen zeigen. Doch im Großen und Ganzen geht es immer um das Verkaufen und natürlich ist es für Käufer interessanter und auch sicherer, Objekte zu kaufen, die bereits Klassiker sind und sich über Jahrzehnte bereits bewährt haben. Dann kann man davon ausgehen, dass das Investment sich irgendwann auszahlt. Für Galerien, die auf junge Künstler setzen, ist es schwer, sich im Markt zu etablieren.

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie von der Galerie ausgewählt wurden?

Hemann: Als ich auf der imm cologne im Rahmen des „d3 contest“ ausstellte, hat die Galerie Victor Hunt meine „Sturmserie“ gesehen und mich angesprochen. Auch auf Tomás Alonso, der hier ebenfalls präsentiert wird, wurden sie in Köln aufmerksam.

Damit bekommen Industriedesigner plötzlich eine Möglichkeit, sich auf anderen Plattformen und in einem anderen Kontext zu präsentieren.

Hemann: Exakt. Der eher künstlerische Bereich des Designs bekommt durch Galerien wie Victor Hunt, die sich trauen, auf junge Talente zu setzen, eine Chance, auf sich aufmerksam zu machen.

Sehen Sie sich als Designer oder als Künstler? Oder als Designkünstler?

Hemann: Am liebsten als Designkünstler!

Hat dieses Wort für Sie nichts Negatives?

Hemann: Nein, überhaupt nicht.

Weil es für Sie nicht darum geht, eine Trennschärfe zwischen Design und Kunst herzustellen, sondern eher eine spannende neue Gattung zu erzeugen…

Hemann: Ich schätze es, mich genau in diesem Zwischenfeld zu bewegen und je nach Projekt flexibel zu entscheiden, ob ich mehr im Designbereich, mit einer industriellen Fertigung im Hintergrund, oder im Künstlerischen in einer kleinen Serie arbeiten möchte.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hemann!

www.johanneshemann.com

Eine Leuchte der „Storm" Serie von Johannes Hemann. Alle Fotos © Dimitrios Tsatsas