Ampelphase im Vitra-Showroom in Frankfurt: Die Architekten baurmann.dürr haben das diesjährige Thema „Sehnsucht" mit Aussicht und Geborgenheit räumlich übersetzt. Foto © Vitra
100 Sekunden für die Sehnsucht
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von Martina Metzner
20.09.2015 Ganze 100 Sekunden dauert es, bis die Ampel vor dem Vitra Showroom in Frankfurt von Rot auf Grün schaltet. In dieser Ampelphase können täglich 40.000 wartende Autofahrer die Einrichtungsideen an der langen Schaufensterfront von dem Hersteller aus Weil am Rhein betrachten. Nicht aber in diesen Tagen. Denn seit 2007 gibt Vitra alle zwei Jahre die Gestaltung der Schaufenster in Architektenhände: „Ampelphase“ ist der passende Name der Ausstellung. In diesem Jahr waren sechs Architekturbüros eingeladen, zu dem Begriff „Sehnsucht“ Installationen zu entwickeln. Die Resultate sind sehenswert, nähern sie sich dem Thema doch mitunter äußerst konstruktiv. Die Architekten Henning Baurmann und Martin Dürr erklären etwa, dass Sehnsucht für sie etwas mit „Aussicht und Geborgenheit“ zu tun habe und zimmerten aus Sperrholz eine Treppe mit Empore. Die Treppe biete einen herrlichen Ausblick und schaffe in ihrem Negativraum unterhalb einen Ort der Sicherheit, so die Architekten. Die Installation „Head in the Clouds“ setzt hingegen auf gezielte „Blickbegrenzung“: In einem Lampenschirm, in den man seinen Kopf hineinstecken kann, soll man dann mit sich und seinen Sehnsüchten alleine sein. Davon haben allerdings die Autofahrer nichts. Raumgreifend ist das durch rote Seile zusammen gehaltene Konstrukt von BGF+ Architekten, eine Art Wunschbaum, dessen Früchte Zeichenrollenbehälter sind, in die man seine Briefe voller Sehnsucht hineingeben kann. Die papiergewordenen Wünsche, die an der Vitra-Showroom-Decke noch bis zum 7. Oktober baumeln, sollen dann verbrannt werden. Auf der Asche, so verspricht es Uwe Bordt von BGF+, werde dann ein echter Baum gepflanzt. Dass neben der Installation von BGF+ Architekten ausgerechnet die biblische Allegorie aus Adam, Eva, Apfel und Schlange als überdimensioniertes Raum-Mobilée balanciert, ist charmant und herausfordernd zugleich. Denn Adam und Eva geben sich mehr als Tarzan und Jane. Elmar Lixenfeld, der Julian Andreas Schoyrer von Syra Schoyerer Architekten bei dieser Arbeit unterstützt hat, definiert sie als neuzeitliches Re-Design des gottgeschaffenen Pärchens, denen das Paradies, der Ort der Sehnsucht, verwehrt bleibt. Dieses Mobilée und auch die beleuchtete White Box von Schmucker und Partner mit einer weiblichen Schaufensterpuppe darin, die sich schemenhaft auf dem Textil abzeichnet, dürften vor allem die Blicke der Autofahrer anziehen. Ampelphase 7: Sehnsucht |
BGF+ Architekten lassen die Sehnsüchte in Planrollen verschwinden. Foto © Vitra
Adam und Eva alias Tarzan und Jane - von Syra_Schoyerer Architekten mit Elmar Lixenfeld. Foto © Vitra
Schwarzpläne ikonischer Bauten auf Zeichenfahnen symbolisieren das diesjährige Thema der 7. Ampelphase: „Sehnsucht". Foto © Vitra
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BernjusGisbertzSzajak Atelier für Architektur und Innenraumgestaltung will, dass man sich „wie in einem Labyrinth eines barocken Lustgartens" fühlt. Foto © Vitra
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BernjusGisbertzSzajak Atelier für Architektur und Innenraumgestaltung will, dass man sich „wie in einem Labyrinth eines barocken Lustgartens" fühlt. Foto © Vitra
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