Es kann einem fast ein schon leid tun. Nebenan bei der Art Basel tobt der Kampf um den begehrten frühen Einlass, die Gänge sind brechend voll und die Galeristen reiben sich voll Vorfreude die Hände. Ein paar Schritte weiter, in den Weiten der neuen Halle 1 von Herzog & de Meuron, wo die Design Miami/Basel 2013 nun ihre Zelte aufgeschlagen hat, ist – vorsichtig formuliert – von großem Andrang wenig zu spüren. Nur wenige Besucher haben den Weg hierher gefunden. Es beschleicht einen das Gefühl, der Grund dafür liege nicht allein in der Konkurrenz gleich nebenan.
„The Global Forum for Design“ – das ist der Claim dieser Veranstaltung, die in jedem Jahr parallel zur Art Basel in Miami und Basel stattfindet. Von einem globalen Forum würde man doch eigentlich kontroverse Debatten, spannende Sonderausstellungen und die Diskussion wichtiger Positionen des zeitgenössischen Designs erwarten. Das mögen hohe Ansprüche sein. Doch wenn das Ergebnis dann eine – mit wenigen Ausnahmen – rein kommerzielle Abspielfläche ist, wie das bei dieser Ausgabe der Fall ist, dann sollte das zumindest zum kritischen Nachdenken Anlass geben.
Natürlich hinkt der Vergleich mit der seit Jahrzehnten etablierten und begehrten Art Basel, die sich ihre Aussteller selbst aussuchen kann. Selbstverständlich sind bei einer Messe kommerzielle Aspekte zu berücksichtigen: Die Flächen müssen vermietet werden und es ist kaum möglich, den ausstellenden Galerien Vorgaben für die Präsentation zu machen. Und dennoch: Ohne eine eigene Handschrift kommt eine solche Veranstaltung einfach nicht aus. Eine solche war bei früheren Ausgaben zumindest in Ansätzen vorhanden. Wir erinnern uns an die Inszenierung und Ausstellung von Konstantin Grcic als „Designer in Residence“ in Miami im Dezember 2010 oder die „Designers of the Future“ 2009: Martino Gamper, Max Lamb, Julia Lohmann und Kram&Weisshaar. In diesen Fällen wurden wichtige und innovative Positionen im zeitgenössischen Design vorgestellt, kommentiert und diskutiert.
Davon geblieben ist der inzwischen nach seinem Sponsor unbenannte Award, der ohne Nennung einer Jury und ohne erkennbares Konzept drei Designer auszeichnet. Daneben baut die Messe auf qualitativ sehr unterschiedliche Galeriepräsentationen, auf ein deutlich reduziertes Vortragsprogramm und eine Präsentation des Audi Quattro durch den Hauptsponsor Audi.
Bei den Galerien, die sich in Basel präsentieren, liegt der Schwerpunkt eindeutig auf dem – vermutlich besser zu verkaufenden – Vintage-Design. Etablierte zeitgenössische Galerien wie Kreo aus Paris präsentieren ein wenig sortiertes Sammelsurium, das eher an eine Messepräsentation auf der Light+Building als an eine kuratierte Designmesse erinnert.
Natürlich gibt es auch hier positive Ausnahmen wie die frische und innovative Präsentation von Victor Hunt aus Brüssel. Hunt nennt sich etwas provokativ „Designart Dealer“ und zeigt an dieser spannenden Schnittsteller zwischen Kunst und Design ausgewählte und spannende Arbeiten junger „Designkünstler“ wie Humans since 1982 und Johannes Hemann. „We offer the design the industry can’t“, hat Victor Hunt zu seinem Credo gemacht. Mehr davon bitte!