Sander Wassink lebt aktuell ohne festen Wohnsitz – zum Interview via Skype befindet er sich gerade in Barcelona. In diesem Jahr, so verrät Wassink, wolle er noch nach Portugal, Marokko und Tschechien reisen, um sich vor Ort mit Produzenten und Handwerkern zusammenzutun. In Marokko etwa mit Textilarbeitern, um auf Sweatshirts von namhaften Sportartikelherstellern jene kunstvollen Stickereien aufzubringen, die man sonst nur auf den traditionellen Djellaba-Kaftanen der Marokkaner findet. Einen ähnlich subversiven Ansatz verfolgte er schon vor zwei Jahren: 2013 hat er während eines Artist-in-Residence-Programms in China Einzelteile von „gefälschten“ Marken-Sportschuhen zu einem neuen Turnschuh zusammengefügt. Wassink möchte mit derlei Projekten auf die Verdrängung von traditioneller Kleidung und der damit verbundenen Handwerkskunst aufmerksam machen. Auch bei seinen Design-Produkten steht ein konsumkritischer Ansatz im Vordergrund: So sind beispielsweise seine „Stacked“- Leuchten aus gebrauchten Glasbehältern zusammengefügt.
Sander Wassink
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Was? Wie? Wo? Warum?
Wo möchten Sie leben?
Ich bin seit einem Jahr quasi heimatlos und beginne gerade diesen Lebensstil zu mögen, ohne Besitz, ständig unter netten Leuten und in verschiedenen Kulturen. Wenn ich sagen müsste, wo, dann dort, wo nette, interessierte und offene Leute sind, und ebenso wo es Erde und Meer gibt.
Ihre Lieblingsgestalt in der Designgeschichte?
Gordon Matta Clark: Dieser Typ hat keine Energie für Nonsense verschwendet. Er hat eine große Wirkung auf mich.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Designer/einer Designerin am meisten?
Die Möglichkeit zu haben, die Richtung zu ändern. Fehler nicht zu fürchten. Jenseits dessen zu arbeiten, was man gemeinhin mit Design und Ästhetik verbindet.
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Sich zu verlieren, Träumen, Musik, im Meer sein, Zeit mit Freunden verbringen, Sex.
Ihr Hauptcharakterzug?
Ich brauche Freiheit.
Ihr größter Fehler?
An Dinge hängen bleiben, von denen ich weiß, dass sie nicht funktionieren. Versuchen, Menschen zu ändern. Dinge für Geld zu tun, die sich nicht gut anfühlen. Aber generell sagt man doch, aus Fehler lernt man, nicht wahr?
Ihr Traum vom Glück?
Durch das Leben tanzen.
Was nervt Sie am meisten?
Hoo. Lass mich überlegen. Festivals in Holland. Sie sind zu groß. Sicherheitsleute kontrollieren deine Taschen. Überall sind Absperrungen. Schlangen vor den Ticketcountern, vor der Bar, vor der Toilette. Ich verstehe nicht, was daran toll sein soll. Es zerstört vollkommen das Gefühl von Freiheit. Eine nette, spontane Party macht mich glücklicher. Außerdem kann ich nicht mit Autorität umgehen. Besonders dann, wenn sie unnötig ist. Das ärgert mich sehr, wenn Menschen ihre Autorität missbrauchen.
Ihr Lieblingsmaterial?
Vielleicht Metall. Es erlaubt dir, viele Fehler zu machen – und du kannst es danach wieder reparieren. Ich mag außerdem Lehm. Metall und Lehm sind in meinen Augen ähnlich – beide sind sehr formbar.
Ihre Lieblingsblume?
Habe da keinen Favoriten.
Welche Musik hören Sie beim Arbeiten?
-
Welche gestalterische Leistung verabscheuen Sie am meisten?
Franchise-Ketten, vor allem die Restaurant-Ketten. Sie sind das Gegenteil dessen, was ich qualitätsvoll nennen würde. Sie zerstören die Qualität und Diversität unserer Gesellschaft, unseres Lebens. Sie machen die Dinge seelenlos.
Welche Gabe möchten Sie besitzen?
Designklassiker von Morgen zu gestalten.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Ich bin überall und nirgendwo. Vielleicht bin ich gerade ein wenig in der Luft oder glücklich verwirrt? Es ist ein bisschen schwierig meinen Geisteszustand zu fassen.
Ihr Motto?
Hmm. Kann ich mir das von Nike ausleihen?