Ein sternförmiger Teekessel von Aldo Cibic - mit wenigen Strichen auf Papier festgehalten und koloriert. Eine abstrakte Studie von Edward Barber und Jay Osgerby, deren räumliche Beobachtungsgabe in klaren Formen besticht. Und ein komikartiges Blatt von Werner Aisslinger, das dem Alltag im Loft Cube gewidmet ist: „The Hand of the Designer" versammelt insgesamt 460 Zeichnungen von 150 internationalen Designern und Architekten. Die unterschiedlich großen Formate zeigen erste Ideen und konkrete Vorschläge für Architektur-, Möbel- und Produktentwürfe - sie zeigen damit ein weites Panorama vielschichtiger Ideensammlungen und Kapriolen aus dem Skizzenbuch von Designern und Architekten. Manchmal lassen sich dabei auch bereits realisierte Projekte wieder erkennen - doch das Reich der Ideen, so scheint es, ist um einiges rasanter und noch größer als die Wirklichkeit.
Der Blick hinter die Kulissen ist den beiden Kuratoren Francesca Serrazenetti, Matteo Schubert und Doia Giovanola mit diesem Ausstellungs- und Publikationsprojekt zweifelsohne gelungen. Die Kraft der freien Skizze bleibt auch im Zeitalter von computerunterstützten Entwürfen relevant - dies jedenfalls ist der Eindruck, den das Projekt „The Hand of the Designer" vermittelt. In der Vielfalt der Zeichnungen und Collagen, die bis zum 10. Mai in der Villa Necchi Campiglio im Zentrum von Mailand zu sehen sind und im Juni in Buchform bei Moleskine erscheinen, offenbart sich ein wunderbares Sammelsurium, das kreativen Prozessen auf die Schliche kommt. Die Handschrift einzelner Designer bleibt dabei auch in abstrakten Studien klar erkennbar. Giulio Iacchettis farbige Kreideskizze macht mit ihren reduzierten Strichen eine Entwurfshaltung deutlich, die sich auch in den serienproduzierten Entwürfen des Italieners abzeichnet. Und Ora Itos Studie freier Formen, die sich variabel im Raum verschieben, öffnet ein architektonisches Universum, das sich ähnlich in den geschwungenen Stuhlschalen des Designers kristallisiert. Wie stark der Stellenwert der freien Handskizze im Entwurfsprozess verankert ist, darüber gibt die Ausstellung bewusst keinen Aufschluss. Hingegen feiert sie die Handskizze als Ausdrucksmittel, das einen Einblick in das Ideenreich gibt und seine schillernden Facetten ohne Umschweife für sich sprechen lässt.
Die Skizzen werden am 13. Juni durch Sotheby's Mailand versteigert - der Erlös geht an den Fond „Ambiente Italiano", einen nationalen Non-Profit-Fonds, der damit die Renovierung der Villa Necchi Campiglio finanziert.
Im Juni erscheint der Katalog des Projekts im Moleskine A4-Format.